Digitalisierung in der Arztpraxis
Wenn ein Wort in seiner Bedeutung fehlinterpretiert wird, dann steht „Digitalisierung“ auf den vorderen Plätzen. Kommuniziert als Allheilmittel und doch weiß kaum einer etwas damit anzufangen. Denn wir müssen unterscheiden zwischen tatsächlicher Digitalisierung und technisch elektronischen Hilfsmitteln. Weiterhin müssen wir überlegen, welcher analoge Bereich digitalisiert werden soll. Während sich analoge Abläufe fließend und linear darstellen lassen, besteht die digitale Welt nur aus Nullen und Einsen.
Konzepte der Digitalisierung
Vor allem in den Fertigungsunternehmen spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Hier finden wir oftmals durchgehend automatisierte Fertigungsstraßen. Neben den üblichen Kostensenkungskonzepten spielt die Überlegung menschliche Arbeitskraft durch digitale Abläufe zu ersetzen mit hinein. Denn durch den Wegfall möglicher menschlicher Fehlerquellen ist eine konstante Fertigung, wie zum Beispiel in der Autoindustrie, erst realisierbar.
Nun sind Arztpraxen aber in erster Linie medizinische Dienstleister. Anders als in Fertigungsunternehmen wird hier kein Produkt hergestellt. Damit sind die Möglichkeiten einer Digitalisierung, um menschliche Fehlerquellen auszuschließen, begrenzt. Wo und wie solche Konzepte erstellt und realisiert werden können, dazu mehr im nachfolgenden Abschnitt.
Erstellung digitaler Konzepte in der Arztpraxis
Zunächst muss festgehalten werden, welche Prozesse in der Praxis IT und im normalen Praxenbetrieb vorkommen. Ein guter Anfang sich in dieses Thema einzuarbeiten ist die Terminvergabe. Ist etwa das Wartezimmer oftmals stark frequentiert, bietet sich durch den Einsatz der Digitalisierung eine Patientensteuerung an. Dabei wird der gesamte Ablauf mit dem Patienten dokumentiert. Also vom Erstkontakt bis hin zur Vorstellung beim Arzt. In einem weiteren Schritt wird festgehalten, welche digitalen Hilfsmittel zur effektiven Patientensteuerung zur Verfügung stehen. Dies kann eine intelligente Telefonanlage mit Anbindung an die Praxis IT oder ein zentraler Terminkalender sein.
Im nächsten Schritt wird festgehalten, wie die Patienten den Termin wahrnehmen. Dazu sind folgende Punkte festzuhalten:
- Patient kommt zu früh
- Patient kommt zu spät
- Patient kommt pünktlich
- Patient kommt nicht ohne Bescheid zu sagen
- Patient kommt nicht, meldet sich aber in der Praxis
Wird das Verhalten der Patienten nun über einen längeren Zeitraum konstant verfolgt, ergibt dies ein Muster, welches anhand von Auswertungen eine digital gesteuerte Terminplanung zulässt. Denn alle aufgeführten Punkte lassen sich mit 0 und 1 beantworten.
Beispiel digitale Hilfsmittel
Einige Arztpraxen bieten mittlerweile Begutachtungen und Gespräche per Video an. Hier wird mittels technischer Geräte (Videokamera, Mikrofon, Desktop-Computer oder Tablet) die ärztliche Dienstleistung erweitert. Sie ist aber nicht als Digitalisierung im eigentlichen Sinn zu bewerten, da nach wie vor der Arzt persönlich an der Videoübertragung teilnimmt. Anders sähe dies aus, wenn ein Roboter mit KI (Künstlicher Intelligenz) die Begutachtung vornehmen würde.
Die Digitalisierung der Arztpraxen in der Praxis IT
Ein weiteres und mittlerweile unersetzbares Hilfsmittel betrifft die zu verwendende Software. Dabei geht es vor allem um die Erstellung der Patienten-Dokumentation und das Format, welches bei der Dateispeicherung verwendet wird. Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg veröffentlichte in einem ihrer Artikel, was unter einer Digitalisierung zu verstehen ist. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI).
Mithilfe der Anwendungen innerhalb der TI soll der verschlüsselte Versand und Empfang von Nachrichten und medizinischen Dokumenten zwischen den TI-Teilnehmern ermöglicht werden. Damit verbunden ist der Wegfall von gedruckten Dokumenten. Da die Kommunikation der Teilnehmer ausschließlich über digitale Verbindungen (Internet) stattfindet, muss der Praxisinhaber seine Schutzmaßnahmen bezüglich der Praxis IT prüfen. Laut dem Artikel der KVHH sind auch nicht VDSM pflichtige Arztgruppen zur Anbindung an die TI verpflichtet. Dies betrifft Laborärzte, Pathologen und Anästhesisten.
Die seitens der TI zur Verfügung gestellten digitalen Angebote umfassen folgende Anwendungen:
- Notfalldatenmanagement (NFDM)
- Kommunikation im Medizinwesen (KIM)
- elektronischer Arztbrief (eArztbrief)
- elektronische Patientenakte (ePA)
- elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)
- elektronisches Rezept (eRezept)
- elektronischer Medikationsplan (eMP)
Die Möglichkeiten einer Digitalisierung im medizinischen Bereich
Wie Eingangs beschrieben, wird durch die Einführung von digitalen Konzepten der Faktor Mensch und seine Arbeitsleistung ausgetauscht durch eine automatisierte Maschinenleistung. Das dies in einer Arztpraxis begrenzt möglich ist, zeigt der Artikel der KVHH. Damit dürfen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im medizinischen Bereich aufatmen. Denn die Erstellung digitaler Dokumente erfordert den Einsatz menschlicher Arbeitskraft. Zudem müssen die Praxisangestellten auf die jeweilige Anwendung geschult werden.
Allerdings müssen die Praxisinhaber ihre Praxis IT durchgehend auf Sicherheitsstandards, wie sie von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in der IT-Sicherheitsrichtlinie beschrieben ist, unbedingt prüfen beziehungsweise prüfen lassen. Gefordert sind bei der Umsetzung auch die Softwareanbieter, ihre Anwendungen entsprechend den jeweiligen Richtlinien anzupassen. Hier gibt es laut dem Vorstandsvorsitzenden der KVB Dr. Andreas Gassen noch erhebliche Defizite.

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